Der Förderverein JVA Holzstraße e. V.

Im aktuellen „Porträt des Monats“ wird der Förderverein „JVA Holzstraße e. V.“ vorgestellt.

Der Förderverein „JVA Holzstraße e. V.“ hat sich 2004 gegründet und ist schon seit langem Mitglied des Beratungsnetzwerks Hessen – für Demokratie und gegen Rechtsextremismus. Ziel des Vereins ist es, einen Beitrag zur Verminderung des Risikos der Rückfall-Kriminalität junger Gefangener durch Hilfe zur Resozialisierung zu leisten. Dies will er unter anderem mit einem beispielhaften als Theaterprojekt erreichen: “Die Werft“ ist die erste Studiobühne, die deutschlandweit fest in einer Justizvollzugsanstalt (JVA) installiert worden ist.

Generell möchte der Förderverein JVA Holzstraße e. V., dass

  • den Inhaftierten in Einzelunterricht oder in Begleitkursen ermöglicht wird, ihre lückenhafte oder vernachlässigte Schulbildung während der Haftzeit zu ergänzen und eventuelle Abschlüsse zu erwerben
  • der Weg der jungen Gefangenen zu einer Lehre oder anderen beruflichen Förderung oder Qualifikation geebnet ist
  • sprachliche und soziale Kompetenzen sowie musische Anlagen gefördert werden.

Dabei geht die Unterstützung des Vereins über das Haftende hinaus. Die Hilfe nach Haftende wird insbesondere dadurch verwirklicht, dass bedürftigen Entlassenen ein Mentor als Unterstützung zur Seite gestellt wird. Dieser begleitet den Gefangenen für einen Zeitraum, dessen Länge sich nach dem individuellen Bedarf richtet.
Seine betreuerischen, pädagogischen und psychologischen Angebote sieht der Verein ausdrücklich als Hilfe zur Selbsthilfe. Diesen Grundsätzen fühlt sich der Förderverein JVA Holzstraße e.V. auch in der Beziehung zu den Haftentlassenen verpflichtet. Der Verein versteht sich als Wegbegleiter auf dem ausgesuchten Weg des Schützlings, Helfer auf der Suche nach weiteren Unterstützern, Vorbereiter auf Regelhaftigkeit in Freiheit (erklärt Regeln draußen), als Lotse, Kompass, Ideen- und Impulsgeber.

Gefangene spielen Theater – Jugend für Vielfalt, Toleranz und Demokratie

Einen besonderen Platz in der Arbeit des Vereins nimmt „Die Werft“ ein, ein einzigartiges Theaterprojekt, bei dem Gefangene Theater spielen und Vielfalt, Toleranz und Demokratie einüben.
Ziel des Modellprojekts ist der Aufbau verschiedener Projekt- und Arbeitsgruppen von Inhaftierten, die eine eigene Praxis kultureller Alltagsgestaltung in der Wiesbadener Justizvollzugsanstalt Holzstraße entwickeln sollen. Als Mittel der Prävention und Sozialisation wird die Theater – und Kulturarbeit angewandt.

Es sollen im Strafvollzug Erfahrungen gesammelt werden, inwieweit Kulturarbeit – insbesondere Theaterarbeit – dazu beiträgt, Veränderungsprozesse bei den beteiligten Jugendlichen und Heranwachsenden auszulösen, die sie zu einem späteren regelkonformen Leben nach ihrer Haftentlassung befähigen. Dabei ist vor allem an solche Strafgefangenen zu denken, bei denen Radikalisierungstendenzen insbesondere hinsichtlich islamistischer Orientierungen und Handlungen zu befürchten sind. Erkenntnisse hieraus können auf andere Strafvollzugsanstalten übertragen werden.

In der Theaterarbeit werden durch ein Ensemble inhaftierter Teilnehmer unter Anleitung einer professionellen Regie Stücke sowohl aus dem (klassischen) Repertoire als auch aus selbst geschriebenen und produzierten Texten geprobt und zur Aufführung gebracht.
Zu den Theaterproduktionen in der Justizvollzugsanstalt in Wiesbaden mit acht bis zehn Aufführungen pro Jahr ist auch externes Publikum eingeladen.

Seit 2008 besteht eine Kooperation zwischen dem Förderverein JVA Holzstraße, der Justizvollzugsanstalt Wiesbaden und der Kultur- und Filmproduktion INVOLVE – Dechow Freie Partner für eine anspruchsvolle Theaterarbeit mit jungen gefangenen Männern, die interkulturelle Dialogbereitschaft fördern, Resozialisierungschancen stärken und eigenständige und hochwertige Theaterproduktionen ermöglichen soll. Dabei fällt die Arbeit „Der Werft“ auf fruchtbaren Boden: Sie hat ungewöhnliche Resozialisierungserfolge bei entlassenen Teilnehmern und künstlerische Erfolge vorzuweisen wie zum Beispiel den Gewinn des Publikumspreises der Hessischen Theatertage 2015.

Seit Mai 2013 verfügt die JVA Wiesbaden über ein eigenes Theater, in dem regelmäßig für Mitgefangene, Bedienstete und externe Zuschauer gespielt wird. Neben dem Angebot der großen Theaterproduktionen ist „Die Werft“ in den letzten Jahren zu einem kulturellen Treffpunkt gewachsen: klassische Klavierkonzerte, Analyse von Arthouse-Kino, Lyrikwerkstatt, Philosophische Zirkel etc. gehören inzwischen zum regelmäßigen Portfolio des Kulturangebotes für die jungen Gefangenen.

Das vom Förderverein „JVA Holzstraße e. V.“ begleitete und vom Bundesfamilienministerium im Rahmen des Programms „Demokratie leben!“ geförderte Projekt hat auch ein positives Medienecho gefunden: siehe z. B.: https://www.hr-fernsehen.de/sendungen-a-z/hauptsache-kultur/sendungen/die-raeuber-im-gefaengnis-junge-straftaeter-machen-in-wiesbaden-theater-,die-raeuber-100.html oder http://www.fr.de/rhein-main/alle-gemeinden/wiesbaden/wiesbaden-raeuber-spielen-die-raeuber-a-1376158.

Logo des Fördervereins JVA Holzstraße

Kontakt

Förderverein JVA Holzstraße e.V.
Holzstraße 29
65197 Wiesbaden
Tel.  0611 414-3123
Fax: 0611 414-3125
E-Mail: vorstand@foerderverein-jva-holzstrasse.de
Web: http://www.foerderverein-jva-holzstrasse.de/

Vorstandsvorsitzender:
Ulrich Westermann
Morgensternstraße 33
60596 Frankfurt am Main
Tel. 0173 6707298
E-Mail: westermann@foerderverein-jva-holzstrasse.de

Theaterprojekt „Die Werft“: http://die-werft.net/