Rechtsextremismus und Rassismus in Hessen: Beratungsbedarf auch 2022 weiter auf hohem Niveau

12.4.2023

Was tun bei Rechtsextremismus, Rassismus oder menschenfeindlichen Diskriminierungsformen? In Hessen war im vergangenen Jahr die Nachfrage nach Rat und Hilfe in solchen Fragen ungebremst hoch. Das geht aus den aktuellen Bilanzzahlen für 2022 hervor, die das Demokratiezentrum Hessen für das „Beratungsnetzwerk Hessen – gemeinsam für Demokratie und gegen Rechtsextremismus“ jetzt vorgelegt hat.

© Demokratiezentrum Hessen

Danach wurden 2022 insgesamt 206 Beratungsfälle dokumentiert. Das war zwar ein leichter Rückgang gegenüber dem Vorjahr (2021: 220), was aber vor allem daran lag, dass Ressourcen an die vielen laufenden Beratungsfälle aus dem Vorjahr (vornehmlich in Folge des Attentats in Hanau) gebunden waren. Die Zahl der Bildungs- und Präventionsveranstaltungen stieg dagegen weiter an auf 153 (2021: 117) und damit fast auf das Rekordniveau von 2019 vor der Corona-Pandemie.

Anlässe für Beratungsanfragen waren 2022 laut Demokratiezentrum Hessen hauptsächlich erfahrene Gewalt und Bedrohungen rassistischer und rechtsextremistischer Art.

Auffällig war, dass die Nachfrage nach Beratungen und Präventionsveranstaltungen im Kontext kommunalpolitisch Verantwortlicher trotz der weitgehenden Rücknahme der Corona-Maßnahmen fast so groß blieb wie in den zwei Jahren davor.

Durch die neue Recherche- und Informationsstelle Antisemitismus Hessen (RIAS Hessen), die seit 2022 am Demokratiezentrum an der Marburger Uni angesiedelt ist, konnten antisemitische Vorfälle in Hessen breitflächiger gemeldet, dokumentiert, Hilfesuchende beraten und ggf. an weitere Fachstellen verwiesen werden. RIAS Hessen wird dazu einen eigenen Bilanzjahresbericht herausgeben.

Etabliert haben sich 2022 verschiedene Online-Formate und -Angebote, die pandemiebedingt entwickelt worden waren und insbesondere am Anfang des Jahres 2022 verstärkt angefragt wurden. Diese ermöglichten landkreisübergreifende Veranstaltungen und eine einfachere Teilnahme. Das persönliche und kaum ersetzbare Gespräch in der aufsuchenden mobilen Beratung vor Ort und in der Betroffenenberatung konnte 2022 aber erfreulicherweise auch wieder vermehrt angeboten werden.

Das an der Philipps-Universität Marburg ansässige Demokratiezentrum Hessen ist die zentrale Fach-, Koordinierungs- und Geschäftsstelle des Beratungsnetzwerks Hessen, das vom Land Hessen und vom Bund gefördert wird und Opfer von rechter Gewalt, Schulen, Eltern, Familienangehörige, Kommunen, Vereine und andere Betroffene und Hilfesuchende in Fällen von Rechtsextremismus, Antisemitismus und Rassismus berät und eine breite Palette von Bildungs- und Präventionsmaßnahmen zur Demokratiestärkung anbietet.

Einen umfangreichen, detaillierten Jahresbericht 2022 des Beratungsnetzwerks mit einer ausführlichen statistischen Auswertungsübersicht der Beratungsfälle und Präventionsmaßnahmen, Berichten aus der Praxisarbeit und Neuigkeiten im Netzwerk wird das Demokratiezentrum voraussichtlich im Sommer wieder herausgeben.