Terror in Israel, Antisemitismus in Deutschland: OFEK verzeichnet ein immenses Beratungsaufkommen
Infolge von Terror und Krieg wächst der Unterstützungsbedarf vonseiten der jüdischen und israelischen Community enorm. Zwischen dem 7. Oktober 2023 und dem 6. November 2023 verzeichneten die Fachberatungsstellen von OFEK e.V., die auf Antisemitismus und Community-orientierte Beratung spezialisiert sind, in Deutschland ein immenses Aufkommen an Beratungsanfragen. In nur einem Monat wurde OFEK häufiger um Beratung gebeten als in jedem Jahr seit der Gründung der Beratungsstelle.
Bundesweit haben sich Ratsuchende in 390 Fällen an OFEK gewandt. 201 Beratungsanfragen beziehen sich auf erlebte antisemitische Vorfälle an Schulen und Hochschulen, in der Nachbarschaft, in den öffentlichen Verkehrsmitteln, am Arbeitsplatz, im Gesundheitswesen, bei Demonstrationen. 174 Beratungsanfragen beziehen sich unter anderem auf den Umgang mit Angriffen und dem Krieg, aber auch mit der Erfahrung sowie Antizipation antisemitischer Bedrohung hierzulande. Der Beratungsbedarf hatte sich damit gegenüber dem Durchschnitt des letzten Jahres verzwölffacht. Insgesamt 51 Beratungsanfragen bezogen sich auf das Feld Schule.
Auch die von OFEK e.V. und ZWST e.V. (Zentralwohlfahrtsstelle der Juden in Deutschland e. V.) getragene Telefon-Seelsorge MATAN verzeichnet ebenfalls einen steilen Anstieg an Anrufen. An krisenbedingten Unterstützungsformaten, die OFEK jenseits der üblichen Beratungstätigkeit anbietet, haben bisher 738 Personen teilgenommen.
Wie OFEK in einer aktuellen Pressemitteilung schreibt, wirkt die enthemmte Gewalt bei den Terrorangriffen (re-)traumatisierend; Aufrufe zu Gewalt gegen Jüdinnen und Juden, Anschläge auf Synagogen und Erinnerungsorte, Markierung von jüdischen Wohnungen, antisemitische Demonstrationen an deutschen Hochschulen, Verharmlosung und Verherrlichung des Terrorismus markierten eine wahrnehmbare Veränderung im Sicherheitsgefühl der jüdischen und israelischen Community in Deutschland. Die Notwendigkeit, sich mit dem Terror, mit Krieg und Antisemitismus gleichzeitig auseinanderzusetzen, verstärke die Belastung.
Seit dem 7. Oktober arbeitet die Beratungsstelle OFEK im Krisenmodus, um den steigenden (mehrsprachigen) Beratungsbedarf abdecken zu können. Das Krisenprogramm umfasst verlängerte Hotline-Zeiten und die Erweiterung der Unterstützungsangebote. Diese umfassen Einzelfallberatung bei antisemitischen Vorfällen, Krisenintervention und psychologische Beratung von Einzelnen und Gruppen, rechtliche Erstberatung, pädagogische und psychologische Gruppenangebote für Familien, Jugendgruppen, Studierende, Schulen und Bildungseinrichtungen, Krisenteams.
Einen Schwerpunkt der Beratungsarbeit bildet der soziale Raum Schule. Die Qualität der antisemitischen Vorfälle hat sich laut OFEK seit dem 7. Oktober verschärft. Neben der Fallberatung auf Anfrage führt OFEK e.V. in Kooperation mit dem Kompetenzzentrum für Prävention und Empowerment Digitale Sprechstunden für Schulen durch. Der hohe Bedarf an fachlicher Unterstützung an Schulen offenbart Lücken im Bereich von Intervention, Prävention und Opferschutz.
Quelle und Grafiken: OFEK-Pressemitteilung „Terror und Krieg gegen Israel, antisemitische Anfeindungen in Deutschland: OFEK verzeichnet ein immenses Beratungsaufkommen“ vom 6.11.2023