Hilfen des Beratungsnetzwerks Hessen waren im vorigen Jahr so gefragt wie noch nie

13.5.2024

Höchststand: Das hessische Beratungsnetzwerk für Demokratie und gegen Rechtsextremismus registrierte 2023 eine Rekordzahl bei seinen Beratungsfällen. Mehr als 300 Anfragen wurden dokumentiert, und die bis dato festgestellten Zahlen in diesem Jahr zeigen bereits, dass die Tendenz weiter nach oben geht.

Was tun bei Rechtsextremismus, Rassismus oder menschenfeindlichen Diskriminierungsformen? Darum kümmert sich unser „Beratungsnetzwerk Hessen – gemeinsam für Demokratie und gegen Rechtsextremismus“; 2023 hat es dazu die meisten Beratungen seit seiner Gründung 2007 durchgeführt und damit einen neuen Höchststand erreicht.

Wie das zuständige Demokratiezentrum Hessen an der Philipps-Universität Marburg aktuell mitteilte, dokumentierte es für das vergangene Jahr insgesamt 307 Beratungsfälle – so viele wie noch nie. Im Jahr 2022 waren es 206 Beratungsfälle, d. h., die konkreten Hilfeanfragen stiegen in einem Jahr um 49 %. Dabei ist eine deutliche Zunahme vor allem bei Beratungsthemen wie Rassismus, Rechtsextremismus, Antisemitismus und Queerfeindlichkeit erkennbar.

Neben der Fallberatung kamen 2023 noch 141 Bildungs- und Präventionsveranstaltungen der Beratungsteams dazu (Workshops, Vorträge etc.) – etwas weniger als noch im Jahr zuvor (2022: 155), da Ressourcen in erster Linie für laufende und die vielen neuen Beratungsprozesse verwandt werden mussten.

Eine detaillierte, aufgeschlüsselte Statistik folgt in einem umfangreichen Jahresbericht im Sommer.

Polykrisen und zunehmende Radikalisierungen

Ursachen für den deutlichen Anstieg der Beratungszahlen sind laut Demokratiezentrum Hessen u. a. im erstarkten Rechtsextremismus und -populismus, Polarisierungstendenzen in der Bevölkerung und vermehrten Radikalisierungen, Verrohungen und Anfeindungen vor allem im Internet zu suchen.

Ausgelöst werde dies zum Teil durch die gegenwärtigen, gleichzeitigen Krisen (Kriege in der Ukraine und im Nahen Osten, Migration, Klimawandel, Inflation etc.), die bei vielen Menschen zu einer allgemeinen Verunsicherung, schwindendem Vertrauen in die Politik und Forderungen nach einfachen, schnellen Lösungen führen, die rechtsextreme Kreise vermeintlich anzubieten scheinen.

Eine erhöhte Sensibilisierung in der Gesellschaft und ein gestiegener Bekanntheitsgrad des Netzwerks und seiner Hilfsangebote dürften ebenfalls Gründe für den sprunghaften Fall-Anstieg sein.

Zahlen steigen aktuell weiter

Auch im laufenden Jahr 2024 zeigt sich bereits ein ähnliches Bild: Von Januar bis April 2024 war die Anfragendichte beim Beratungsnetzwerk Hessen bereits so hoch wie nie zuvor (112 Beratungen, 64 Bildungs- und Präventionsmaßnahmen, Stand: April 2024). Schwerpunkte lagen dabei in den Bereichen Schule und dem sozialen Nahraum (Nachbarschaft, öffentlicher Raum).

Zudem fragen derzeit viele Menschen nach den Umgangsmöglichkeiten mit Demokratiefeindlichkeit und suchen Unterstützung bei der Gründung von Netzwerken, Initiativen und Bündnissen gegen Rechtsextremismus.