Marburger Universität richtet erstmals Stelle einer Antisemitismusbeauftragten ein

11.10.2024 Die Philipps-Universität Marburg hat Dr. Susanne Urban zur ersten Antisemitismusbeauftragten der Hochschule benannt. Die Wissenschaftlerin ist seit Anfang 2022 Projektleiterin der Recherche- und Informationsstelle Antisemitismus (RIAS) Hessen, die antisemitische Vorfälle in Hessen sammelt und dokumentiert und in Trägerschaft des an der Uni Marburg angesiedelten Demokratiezentrums Hessen arbeitet.

Dr.Susanne Urban (Foto: Uni Marburg/Markus Farnung)

RIAS Hessen legt dabei den Schwerpunkt auf die Betroffenenperspektive und Solidarisierung, möchte alle Erscheinungsformen von Antisemitismus sichtbar machen und die Gesellschaft für Antisemitismus sensibilisieren.

Als Antisemitismusbeauftragte wird Susanne Urban als Anlaufstelle für alle Universitätsangehörigen fungieren, die antisemitische Vorfälle erleben oder beobachten, und das Präsidium in entsprechenden Angelegenheiten beraten. Sie wird den Kontakt der Universität zur jüdischen Gemeinde sowie anderen Institutionen und Partnern pflegen, die in diesem Bereich aktiv sind, und gemeinsam mit der Stabsstelle Antidiskriminierung und Diversität präventive antisemitismuskritische Maßnahmen auf den Weg bringen.

„Wir setzen hier ein deutliches Zeichen: Antisemitismus hat keinen Platz an unserer Universität“, betont Universitätspräsident Prof. Dr. Thomas Nauss und führt aus: „Die Zahl antisemitischer Vorfälle, die RIAS Hessen dokumentiert, hat sich in den letzten zwölf Monaten vervielfacht. Es ist alarmierend, wenn sich jüdische Studierende an unserer Universität nicht sicher fühlen. Um dem Antisemitismus wirksam entgegentreten zu können, bauen wir spezifische Strukturen aus, die unsere sehr erfolgreiche Antidiskriminierungsarbeit ergänzen und sowohl jüdische Perspektiven als auch wissenschaftliche Positionen explizit einbeziehen. Ich freue mich sehr, dass wir für diese anspruchsvolle Aufgabe Susanne Urban gewinnen konnten, die über eine breite, praxiserprobte Expertise verfügt und bestens vernetzt ist“, so Nauss.

Ihre Tätigkeit geht Hand in Hand mit weiteren Bildungsinitiativen der Universität, die das Land Hessen mit Mitteln zur Prävention und Auseinandersetzung mit Antisemitismus an hessischen Hochschulen fördert. Dabei steht die gezielte Antisemitismusprävention und -sensibilisierung in Studium und Lehre im Fokus. Die Stabsstelle Antidiskriminierung und Diversität plant hierzu bereits verschiedene Projekte.

Auch Wissenschaftsminister Timon Gremmels lobt die Entscheidung: „Die Universität Marburg stellt sich ihrer Verantwortung im Kampf gegen Antisemitismus und nimmt ihren Bildungsauftrag ernst – auch im Umgang mit schwierigen Themen. Hochschulleitung, Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler sowie Studierende ziehen hier an einem Strang. Die Ernennung von Frau Dr. Urban zur Antisemitismusbeauftragten ist für mich Ausdruck einer systematischen Auseinandersetzung mit Antisemitismus, für die ich der Universität sehr verbunden bin und die ich als Wissenschaftsminister nach Kräften unterstützt.“

Susanne Urban selbst betont: „Nicht erst seit dem 7. Oktober 2023 ist Antisemitismus an Hochschulen präsent. Seitdem aber eskalierte die Situation; auch an der Universität Marburg und auf dem Campus. Von Antisemitismus Betroffene oder Zeugen und Zeuginnen von Antisemitismus können sich in Zukunft an mich wenden und ich verspreche, dass sie sich bei mir sicher fühlen können. Im engen Austausch auch mit dem Verband jüdischer Studierender Hessen und anderen jüdischen Einrichtungen werde ich solidarisch und unterstützend da sein“, so Susanne Urban

Quelle: https://www.uni-marburg.de/de/aktuelles/news/2024/philipps-universitaet-ernennt-antisemitismusbeauftragte