Fachtag Die polarisierte Gesellschaft – Entwicklungen und Erwiderungen, April 2018

Fachtag des Demokratiezentrums Hessen am 16.04.2018 in Butzbach-Niederweisel

Zu einem bundesweiten Fachtag mit dem Titel „Die polarisierte Gesellschaft – Entwicklungen und Erwiderungen?“ lud das Demokratiezentrum Hessen im „beratungsNetzwerk hessen – gemeinsam für Demokratie und gegen Rechtsextremismus“ für Montag, 16. April 2018, ins Johanniter-HOTEL in Butzbach/Nieder-Weisel ein.

Hintergrund
Deutschland heute – ein Land mit verschwommenen Konturen und wachsenden Gegensätzen, ein Land zwischen Willkommenskultur und Rechtspopulismus?! Mit dem Einzug der „Alternative für Deutschland“ (AfD) 2017 in den Bundestag ist durch entsprechende Äußerungen einzelner Parteifunktionäre die Etablierung des Rechtspopulismus in bundesdeutschen Parlamenten vollzogen. Dies ist zugleich – auch nach der Aufnahme einer großen Zahl Geflüchteter seit Sommer 2015 – Symptom einer gespaltenen Bevölkerung.

Es vergeht fast keine Woche, in der das Thema einer „polarisierten Gesellschaft“ nicht auf den Politikseiten oder im Feuilleton der großen Zeitungen behandelt wird. Etliche neue wissenschaftliche Publikationen zeichnen historische Linien auf und beschäftigen sich mit den Erscheinungsformen, Strategien, Wirken und den Folgen dieses Phänomens. Manche meinen gar, wir erlebten derzeit eine gesellschaftspolitische „Zeitenwende“.

Dabei scheint sich ein widersprüchlicher Gewöhnungseffekt eingestellt zu haben: Einerseits besinnen sich viele – gerade im Zuge der Aufnahme von Geflüchteten – auf menschenrechtliche und demokratische Errungenschaften und setzen Zeichen gegen Rassismus und die neue Rechte. Andererseits werden Stimmen unter dem Motto „Man wird ja wohl noch sagen dürfen …“ lauter und verschieben den Diskurs zunehmend nach rechts. Wir erleben radikale politische Konfrontationen, die sich auch in einer Verrohung der Sprache, in Hetze, Drohungen bis hin zu Gewalttaten äußern. Zwischen diesen Polen entsteht die Frage, wie sich unser gesellschaftliches Zusammenleben in Zukunft gestalten wird.

All dies sind Aspekte und Herausforderungen, die sich auch Mobiler Beratung und politischer Bildung in der Praxis stellen. Müssen also vorhandene Konzepte überdacht werden, damit sie einen Beitrag zur (notwendigen) Neugestaltung unseres Zusammenlebens leisten können?

Auf dem Fachtag „Die polarisierte Gesellschaft – Entwicklungen und Erwiderungen“ am Montag, 16. April 2018, in Butzbach wurden Fragen erörtert wie:

  • Wie lässt sich die aktuelle gesellschaftliche Lage unter dem Stichwort „polarisierte Gesellschaft“ analysieren?
  • Welche Diskursverschiebungen erleben wir aktuell, woher rühren sie, welche Folgen haben sie und was kann ihnen entgegengesetzt werden?
  • Wie kann die Perspektive derer, die sich für eine offene, plurale Gesellschaft engagieren – oftmals im sozialen Nahraum und ohne große mediale Öffentlichkeit –, Eingang in politische Forderungen finden?
  • Wie lässt sich unter diesen neuen Vorzeichen das Zusammenleben in einer offenen, pluralen Gesellschaft neu gestalten?

Grundlage für die Diskussion waren Input-Vorträge von Dr. Anastasia Paschalidou (Internationaler Bund Südwest, Jugendbildung Hessen, Frankfurt/M.) mit dem Titel „Rassismuskritik und Intersektionalität als Perspektiven für die politische Bildung“ und von Dr. Karina Becker, wissenschaftliche Leitung am Kolleg Postwachstumgesellschaften (Friedrich-Schiller-Universität Jena), mit dem Titel „Die Abstiegsgesellschaft als Adressat von Rechtspopulismus“ sowie Workshops zu verschiedenen Themenfeldern.

Veranstalter des Fachtags war das Demokratiezentrum Hessen im „Beratungsnetzwerk Hessen – gemeinsam für Demokratie und gegen Rechtsextremismus“.