Fachtag “Systemische Beratung im Kontext Rechtsextremismus”, Mai 2019
„Systemische Beratung im Kontext Rechtsextremismus“ war das Thema eines bundesweiten Fachtags, der am Montag, 13. Mai 2019, in der Landessportschule Hessen in Frankfurt/M. stattfand.
80 Teilnehmer_innen aus der Mobilen Beratung, der Opferberatung und der Distanzierungs- und Ausstiegsberatung aus ganz Deutschland nahmen teil. Vorangig richtet sich der Fachtag an die aktuellen und ehemaligen Teilnehmer_innen der gleichnamigen Weiterbildungsreihe. Veranstalter ist das Demokratiezentrum Hessen im „Beratungsnetzwerk Hessen – gemeinsam für Demokratie und gegen Rechtsextremismus“.
Auf Initiative des “Beratungsnetzwerks Hessen – gemeinsam für Demokratie und gegen Rechtsextremismus” wurden im Jahr 2012 die ersten Weiterbildungsmodule Systemischer Beratung für die Berater_innen im Netzwerk angeboten. Hintergrund war nicht nur der steigende Beratungsbedarf im Kontext rechter Gewalt in Hessen, sondern auch die zunehmende Komplexität der Fälle. In der Mobilen Beratung ist nicht nur das Wissen von Expert_innen gefragt, sondern auch Kompetenzen für die (oftmals längerfristige) Begleitung von Initiativen, Schulen oder Kommunen beim Aufbau von tragenden Strukturen gegen rechts sowie in der Aufarbeitung rechter Vorfälle und zur Vernetzung von relevanten Akteuren, die sich gegen rechte Gewalt positionieren wollen, sind entscheidend. Der systemische Ansatz schien hilfreich zu sein, um im Kontext unserer Beratungsarbeit, mit ihren zahlreichen Facetten und Herausforderungen, sowie in der Vielfalt der Zusammenhänge und Komplexitäten der jeweiligen Beratungsfelder zu einer weiteren Professionalisierung der Berater_innen beizutragen.
2019 startet nun zum sechsten Mal ein neuer Grundkurs. Zahlreiche Berater_innen haben seit 2012 an der Weiterbildung teilgenommen. Wir wollen den Fachtag nutzen, um die Praxis des systemischen Ansatzes in unserer Beratungsarbeit zu reflektieren und zu bilanzieren.
So stand etwa immer wieder die Frage im Raum, wie das systemische Credo der Allparteilichkeit und die konstruktivistische Ausrichtung mit dem „Kontext Rechtsextremismus“ konfligiert oder integrierbar ist, was bis heute kontrovers diskutiert wird. Auf der methodischen Ebene stellt sich – mal mehr, mal weniger – die Herausforderung, welcher Zugang der passende ist: „Familienbrett“ mit dem Bürgermeister? „Genogramm“ mit der Schulleiterin?
So wurde im Laufe der Weiterbildung vor allem immer wieder diskutiert, nachgedacht, angepasst und auf „unsere“ Kontexte übertragen. Die große Nachfrage nach der Weiterbildung scheint zu zeigen, dass dem systemischen Ansatz doch etwas abzugewinnen ist, was zu einer strukturierten und qualitativ besseren sowie professionalisierten Beratung beiträgt. Was dieser Professionalisierung dient, zeigt sich vor allem in der Praxis. Und diesen Praxiserfahrungen war der Fachtag gewidmet.
Der Fachtag diente sowohl der Wissensvermittlung als auch dem Austausch darüber, wie der systemische Ansatz in die Praxis der Mobilen Beratung, der Ausstiegs-/Distanzierungsberatung Eingang findet. Es geht um die Chancen, die Herausforderungen, aber auch die Grenzen der Systemischen Beratung im Kontext von Rechtsextremismus und Gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit. Die Tagung lädt ein, diesen Fragen in Kurzvorträgen, Diskussionen und Workshoparbeiten nachzugehen.